Es geschah an einem Freitag. Hunderttausende Teenager schwänzten rund um den Globus die Schule. Von Neuseeland bis nach Europa. Für das Klima. Greta ist ihr Vorbild und ihr Gesicht. Frau des Jahres in Schweden, einflussreichster Teenager der Welt, Gewinnerin der goldenen Kamera für Klimaschutz und vielleicht auch noch der Friedensnobelpreis
– Was macht die 16-jährige Schwedin, was andere vor ihr nicht geschafft haben? Warum diese Wirkung? Sie sagt doch nur, was wir alle längst wissen.
Greta Thunberg polarisiert. Für die einen ist sie fast heilig, für andere ein Ärgernis, weil sie die Mächtigen der Welt vor sich hertreibt und dafür auch noch die Schule schwänzt. Gut so. Mehr Gretas bitte.
1. Sei echt.
Greta ist echt. Sie lebt, was sie sagt. Sie ernährt sich vegan, steigt in kein Flugzeug und hat ihre Eltern davon überzeugt, kein Fleisch mehr zu essen. Authentizität, Glaubwürdigkeit und Echtheit können den Unterschied machen, wenn es darum geht, Veränderungen und Changeprozesse zu vermitteln und ihre Notwendigkeit und Alternativlosigkeit zu postulieren. Wer nicht echt ist, sondern nur eine Rolle spielt, überzeugt auch nicht.
2. Sei Vorbild.
Greta Thunberg ist Vorbild für Schüler auf der ganzen Welt, die freitags für Klimaschutz demonstrieren, statt Mathe zu büffeln. „Fridays for Future“ ist zum Sinnbild für die neue Politisierung einer ganzen Generation geworden, der man genau das abgesprochen hatte. Greta ist ihre Ikone, ihr Hoffnungsträger, ihr Vorbild. Wir wollen zu jemandem aufschauen, uns identifizieren und mitreißen lassen, wenn es darum geht, Gewohnheiten aufzugeben, ungewisse Pfade zu betreten und Neues zu wagen. Change braucht Anführer, die vorweggehen und das Ziel vor Augen haben.
3.Sei ehrlich.
Greta ist ehrlich. Manchmal bis zu Radikalität. Sie sagt was ist. Sie klagt an. „Ich will eure Hoffnung nicht. Ich will, dass ihr die gleiche Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.“ Einer ihre Sätze auf der Klimakonferenz in Kattowitz, der sich in das Gewissen der Mächtigen eingebrannt hat. Offenheit, Ehrlichkeit, vielleicht sogar Radikalität sind gute Leitmotive bei Changeprozessen. Wenn alle Beteiligten spüren, dass die Kommunikation ehrlich gemeint ist und keine Risiken, Nachteile oder Gefahren verschweigt, dann entsteht auch bei den Betroffenen und vielleicht Verunsicherten eine neue Offenheit und Vertrauen für Veränderung.
4. Sei mutig.
Greta bricht Regeln. Sie ist am Tag nach den Sommerferien nicht in die Schule gegangen, sondern hat sich mit ihrem selbstgemalten Schild vor das schwedische Parlament gesetzt. Allein. Jetzt, ein paar Monate später, folgen ihr hunderttausende Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt. Wenn ihr unsere Zukunft verspielt, dann folgen wir auch nicht mehr euren Regeln, lautet ihr Credo. Anecken, Regeln brechen, um über den Tellerrand hinaus zu kommen. Neues wagen, Gewohnheiten aufgeben und bewusst gegen den Strom schwimmen. Wichtige Eigenschaften und Voraussetzungen im Changeprozess. Nur wer mutig ist und Altes aufgibt, kann Neues entdecken. Nur wer Grenzen überwindet, kann Neuland erreichen und die Zukunft gewinnen.
5. Sei beharrlich.
Greta leidet am Asperger-Syndrom, einer leichten Form des Authismus. Sie geht offen damit um und nennt ihre Krankheit sogar den Antrieb für Ihr Handeln. Beharrlichkeit und Ausdauer zeichnen diese Menschen besonders aus. Zu den Symptomen gehört auch die totale Fixierung auf ein bestimmtes Thema. Für Greta gibt es kein Grau. Nur Schwarz oder Weiß. Ein bisschen schwanger geht nicht. Ein bisschen Change ist auch nicht ratsam. Wenn man die Notwendigkeit eines Changeprozesses erkannt hat, dann sollte man auch den ganzen Weg gehen und nicht aus Angst vor dem Risiko nur ein paar Schritte, um dann abzuwarten und zu sehen, was passiert. Change heißt immer auch Abschied von Gewohnheiten und liebgewonnenen Routinen. Daran festhalten zu wollen, macht aus Change nur ein Drehen im Kreis. Man kommt nicht von der Stelle und schon gar nicht an neue erfolgreiche Ufer.
Fazit: Entdecke das Kind in dir.
Die natürlichen Eigenschaften, Echtheit, Ehrlichkeit, Mut und Beharrlichkeit erinnern sehr an kindliche Phänomene, die wir als angepasste Erwachsene leider oft verlieren oder vernachlässigen. Kinder sind echt, authentisch in dem was sie denken und tun, sind ehrlich, meistens jedenfalls, manchmal brutal ehrlich, dass es wehtut. Sie sind mutig, weil sie ohne Angst sind. Angst erziehen wir ihnen an. Sei vorsichtig, komm da runter, lauf nicht so schnell, pass auf! Angstsätze, die Kindern ihr natürliches Vertrauen in ihre Stärken nehmen. Und Kinder können sehr beharrlich sein, vor allem in ihren Wünschen und Vorstellungen im Hier und Jetzt. Und das ist gut so. Nun meine ich nicht, dass wir im Changemanagement alle wieder werden sollen, wie Kinder. Dazu ist die Verantwortung aller Involvierten viel zu groß. Vor allem für die Folgen und Konsequenzen der Change-Strategie und ihrer Umsetzung. Aber ein wenig mehr kindliche Offenheit und Neugier, ein wenig mehr kindliche Radikalität und Beharrlichkeit und ein wenig mehr kindlicher Mut und Ehrlichkeit könnten im Management gut tun, nicht nur bei Veränderungsprozessen und Wandel. Und wann ist der schließlich nicht?