
Krieg in der Ukraine
Wir schauen fassungslos und voller Sorge und Angst auf diesen Krieg. Russland will die Zeit zurückdrehen und greift mit Bomben und Raketen den ukrainischen Nachbarn an. Ein Gefühl der Ohnmacht macht sich breit. Ist die Zeit des Friedens in Europa vorbei? Kann wieder ein Land in Europa ein anderes überfallen und sich der Stärkere durchsetzen auf Kosten von Freiheit, Menschenrechten und Selbstbestimmung? Diese Zeitenwende macht uns bewusst, dass wir unsere Werte verteidigen müssen und Demokratie und Freiheit nicht garantiert sind.

Thorsten Pütsch

Widerstand mit Sonnenblumen
Eine Frau stellt sich in der Ukraine einem russischen Soldaten entgegen. Sie beschimpft ihn und fordert ihn auf, ihr Land zu verlassen. Er sei nicht eingeladen. Dann fordert sie ihn auf, Sonnenblumenkerne in die Tasche zu stecken, damit Blumen wachsen, wenn er tot in der Erde liege. Die Sonnenblume ist die Nationalpflanze der Ukraine und Zeichen des Widerstandes.
Eine Provokation mit Worten. Gefilmt von einem Passanten und viral verbreitet im Netz und auf Nachrichtenportalen. Eine Geschichte des Krieges, der uns alle fassungslos macht. Und auch ein Zeichen der Stärke, des Mutes und der Unerschrockenheit in dieser Umgebung des Schreckens.
Man weiß nicht, ob die Frau den Soldaten emotional erreicht hat und er sein Handeln, das auf Befehlen beruht, tatsächlich hinterfragt. Doch was beeindruckt, ist die Widerstandskraft der Menschen in der Ukraine, die sich angesichts der übermächtigen Bedrohung mit bloßen Händen gegen die militärische Invasion stemmen.
Putin greift hier nicht nur die Ukraine und seine Bewohner an. Er greift auch die Demokratie und die Friedensordnung Europas und der aufgeklärten Welt an. Unsere Friedensordnung. Der Krieg ist keiner um Territorium oder vermeintlich historische Einflusszonen. Er ist ein Krieg der Werte. Unserer Werte. Gewalt gegen Freiheit, Bevormundung gegen Selbstbestimmung, Lüge gegen Wahrheit und Verblendung gegen Vernunft.
Werte leiten unser Handeln. Sie sind das Fundament unserer Entscheidungen, ob als Mensch, als Unternehmen oder als Staat. Sie sorgen für Klarheit und sind Teil der eigenen Identität. Putin hat sein wahres Gesicht gezeigt, seine Wertvorstellungen von Gewalt als Mittel der Interessendurchsetzung ohne Rücksicht auf Menschenrechte oder verbindliche völkerrechtliche Vereinbarungen offenbart. Zeigen wir ihm die Stärke unsere Werte. Die Kraft der Freiheit und der Gemeinschaft. So wie die Frau, die sich dem russischen Soldaten entgegengestellt hat. Ob die Sonnenblumenkerne den Krieg in der Ukraine beeinflussen, ist ungewiss. Doch die eigenen Werte gegen Gewalt und Bedrohung zu verteidigen, das lohnt allemal. Auch, um eine friedliche Zukunft kommender Generationen zu sichern, in der Ukraine und bei uns.
