Politik als Marke
Was kann Politik von Marke lernen? Eine Frage, die mich immer wieder beschäftigt. Kann man oder sollte man beides überhaupt miteinander vergleichen? Kann Politik wie eine Marke sein? Sollte sie? Na ja, sie will gewählt werden, bewirbt sich um die Gunst ihrer Wähler:innen, die mit dem Kreuz auf dem Wahlzettel schon auch eine Kaufentscheidung treffen, zumindest für die nächsten vier Jahre. Deshalb beauftragen die Parteien Kommunikationsexperten und Werbeagenturen, die ihr Programm in plakative Slogans und Markenbotschaften übersetzen. Wahlkampf ist auch der Kampf um Kund:innen. Reklamationen ausgeschlossen, bis zur nächsten Wahl.
Was machen erfolgreiche Marken, was sich Politik und Parteien abschauen könnten? Zunächst also die Frage: Was macht eine Marke erfolgreich? Natürlich gibt es eine Vielzahl von Erfolgsfaktoren und nicht die eine alles entscheidende Erfolgsformel. Aber wir können uns sicher auf ein paar zentrale Dimensionen erfolgversprechender Markenführung einigen. Glaubwürdigkeit zum Beispiel. Kund:inenn haben ein gutes Gespür für Echtheit und Glaubwürdigkeit. Eine Marke sollte keine Versprechen machen, die sie nicht halten kann oder will. Die Kommunikation einer Marke sollte darauf ausgerichtet sein, zu überzeugen, zu begeistern und nicht zu überreden oder zu täuschen. Das trifft sicher auch für die Politik zu und ist im politischen Alltag nicht immer einfach, denn nicht alles, was hinter den Kulissen des politischen Theaters passiert, ist für die Öffentlichkeit bestimmt. Zur Glaubwürdigkeit gehört aber auch Transparenz. Vielleicht ist das ein erster Befund, den Politik von Marke lernen kann. Wenn ihr glaubwürdig sein wollt, seid offen und transparent. Gesteht Fehler ein und sagt, wenn ihr euch geirrt habt. Teilt eure Strategien und Pläne mit den Wählerinnen und Wählern und seid ehrlich, wenn ihr gerade keine Lösung habt. Das macht euch nicht zu schlechten Politiker:innen, sondern zu authentischen Menschen.
Marke ist immer auch Haltung. Keine erfolgreiche Marke hat keine oder funktioniert ohne. Haltung basiert auf dem Fundament von Werten, die ein Unternehmen vertritt und an die sie glaubt. Dieses Wertegerüst bildet im besten Fall die Leitplanken des unternehmerischen Handelns. Soweit die Theorie. Werte werden aber erst dann sichtbar und spürbar, wenn sie sich im praktischen Handeln zeigen und sie aktiv vertreten werden. Erfolgreiche Marken schreiben ihre Haltung nicht nur auf Plakate oder in Stellenanzeigen, sondern sie setzen ihre Werte auch um, in Lieferketten, Produktinnovationen und Mitarbeiterführung. Das sollte Politik auch machen. Haltung in Handeln übersetzen. Machen, was gesagt wird und sagen, was gemacht wird. Nicht heute was versprechen, was morgen nicht mehr gilt oder heute Bäume umarmen und morgen Windräder verhindern. Das ist sicher im politischen Alltag auch nicht immer leicht umzusetzen, aber Klarheit in der Haltung, ein fester Wertekompass und konsequentes Handeln zeichnen nicht nur erfolgreiche Marken aus und zahlen auf das Glaubwürdigkeitskonto ein, sondern stünden auch so manchem Politiker gut zu Gesicht.
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Thorsten Pütsch
16. April 2024